Beauceron

 

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Das Wesen des Beauceron



Wie ist er denn nun, der Beauceron?

In manchen Büchern stehen einige Schauermärchen über ihn, seine Aggressivität würde der eines Rottweilers kaum nachstehen. Wenn man seine Kinder maßregelt, sollte man ihn besser wegsperren, weil er sie beschützen will, sind nur einige davon.

Er ist dominant, er beißt alle Fremden, ist aber immer freundlich zu Kindern, man kann ihn nicht in einer Mietwohnung in der Stadt halten, sind andere Beschreibungen.

Nun, manches davon ist bedingt richtig, einiges kompletter Unsinn.

Laut Standardbeschreibung soll er ruhig - mutig sein; alle Hunde, die grundlos aggressiv, ängstlich oder übertrieben scheu sind, sind auf Ausstellungen zu disqualifizieren. Auch außerhalb des Ausstellungsringes wäre ein Beauceron, der sich so verhält, gefährlich für seine Umwelt.

Aber dort kann man sich ganz gut die zukünftige Mutter, wenn man Glück hat, auch den Vater seines Hundes ansehen, denn Ausstellungen sind oft großer Stress für die Hunde. Trotzdem sollte ein Besuch beim Züchter zu Hause in Betracht gezogen werden, die Hunde verhalten sich dort oft ganz anders.

Hunde, die sich ängstlich oder aggressiv verhalten, werden den zur Zuchtzulassung des CFH vorgeschriebenen Verhaltenstest nicht bestehen.

Aaron und Aias

Der Beauceron ist nicht mehr und nicht weniger aggressiv als der Rottweiler, da beide Rassen, wenn sie vernünftig gezüchtet und geprägt worden sind, nicht gefährlicher sind als andere große Hunde. Sie haben normalerweise eine hohe Reizschwelle und sind nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.

Selbstverständlich gibt es immer wieder die berühmten Ausnahmen, die aber nicht zum Rassestandart oder zum Wesen gehören. Erziehungsfehler seien hier genauso erwähnt wie falsche Prägung durch den Züchter. Durch unterschiedliche Zuchtziele gibt es auch im Wesen große Unterschiede.

Einige Beaucerons sind wirklich Fremden gegenüber zurückhaltender als Andere, genauso die Verteidigungsbereitschaft für die Familie, Haus und Hof bei manchen ausgeprägter ist. In nachfolgenden Beispielen kann ich nur über die Erfahrungen berichten, die ich mit meinen eigenen Hunden gemacht habe.
Aber ein guter Züchter wird gerne bereit sein, das Wesen seines(r) Hunde(s) darzulegen.

1. Beispiel

Mein erster Hund Aaron war ein Beauceron, der meines Erachtens ein wenig aus der Art geschlagen ist. Von Anfang an waren Menschen für ihn das Größte, selbst ihm völlig fremde Menschen werden von ihm absolut freundlich begrüßt, einmal ist er sogar quer über die Strasse gelaufen, weil die Leute auf der anderen Seite ihm sympathisch waren. Nie hat er versucht, einen unbekannten Besucher zu stellen oder auch nur anzuknurren.

Im Gegenteil, einer etwas ängstlichen Freundin hatte er sich demonstrativ auf den Schoß gesetzt und mit ihr gekuschelt, um ihr zu beweisen, dass er ihr nichts tun will. Aaron übersah bei diesen Menschen die Angst und nutzte sie niemals aus. Es gibt Hunde, wenn sie die Angst von Menschen spüren, diesen erst recht noch mehr Angst machen, in dem sie sie anknurren oder ähnliches. Aaron war sehr neugierig und inspizierte jede Handwerkertasche, allerdings nur, um das Frühstücksbrot zu finden.



Aaron war kein einfacher Hund, sicher nicht für alle Hundehalter geeignet. Als Junghund hatte er oft versucht, seine Grenzen auszutesten. Von Menschen, die nicht in der Lage wären, sich ihm gegenüber durchzusetzen, liess er sich nicht viel sagen.

Er stellte die Anweisungen in Frage und wollte seinen eigenen Kopf durchsetzen. Hat es jemand aber geschafft, dann arbeitete Aaron auch mit diesem Hundeführer bei der Rettungshundeausbildung.



Unter anderem hört man immer wieder von Übelkeit beim Autofahren. Aaron war auch so ein Kandidat, da er bis zur Abholung nie im Auto gefahren war.
Da es nie vorherzusehen war, bei welcher Gelegenheit ihm schlecht wurde, konnte ich ihm auch keine Medikamente geben. Manchmal konnten wir zwei Stunden fahren und es passierte nichts. Ein anderes Mal kamen wir nur bis um die nächste Ecke und es war passiert. Also habe ich das Problem ignoriert, Augen zu und durch. Irgendwann war es dann vorbei.

Sensibel? Ja, auch das war Aaron, auch wenn ich anfangs davon überzeugt war, dieser Hund nicht. Er zeigte es nur nicht so deutlich. Er ist nicht so empfänglich für Stimmungen, wie andere Hunde. Aber leider, meine Prüfungsangst und der Ärger über eine missratene Prüfung spürt er deutlich und zeigt es auch. Nach unserer ersten Reinfall, an dem, wie meistens, ich schuldig war, ist er drei Tage lang mit hängendem Kopf herumgeschlichen. Es war sehr schwer, ihn aufzumuntern.



Beispiel 2

Nachdem Aaron sich so gut entwickelt hat, wuchs der Wunsch nach einem zweiten Beauceron. Da vom ersten Züchter alle Welpen schon vergeben waren, habe ich mich nach einer Alternative umgesehen. Bei einem Sommerurlaub wurde ein Züchter in Belgien besichtigt, bei dem auch gerade Welpen abzugeben waren.

Was ich gesehen habe, gefiel mir. Die erwachsenen Hunde wachten zwar am Anfang, nach einer Weile hatten wir aber so ziemlich alle Fünf auf dem Schoß. Die Welpen waren freundlich und aufgeschlossen, allerdings auch kupiert. Deshalb haben wir keinen davon genommen, sondern für den nächsten Wurf reserviert.

Im Frühjahr 2001 wurde dann der Wurf geboren und vier Wochen später habe ich gewählt. Da Aaron nicht gerade der große Esser war, habe ich einen ausgesucht, der gesunden Appetit an den Tag legte. Besonders pfiffig hatte er sich durch alle Näpfe gefressen.

Im Nachhinein war die Entscheidung auch nicht richtig. Er teilte nichts Essbares, lange hat es gedauert, bis beide Hunde nebeneinander aus dem Napfständer gefressen haben. Auch Jahre später noch war er extrem futterneidisch.

Von Anfang an entpuppte sich Aias als völlig anderer Charakter als Aaron. Obwohl die Sozialisierung zum Teil besser gestaltet wurde als bei Aaron, nämlich mit Autofahren in den nächsten Ort verbunden mit kleinen Ausflügen, war Aias bei uns zu Hause sehr zurückhaltend.

Draußen während der Spaziergänge war er sehr ängstlich und fürchtete sich im Dunkeln und vor Gegenständen, die plötzlich herumstanden. Mülltonnen und gelbe Säcke waren ihm unheimlich. Er hat viel geweint, wenn man etwas weiter von ihm weg war.

Er kam dann sofort angerannt und wollte auf den Arm. Ein solches Verhalten muss man ignorieren, deshalb musste man ständig aufpassen, dass der kleine Kerl nicht unter die Füße geriet. Behutsam wurde er an die angsteinflößenden Gegenstände herangeführt. Aaron war dabei eine große Hilfe, denn wo er hinging, folgte ihm Aias auch nach einer Weile..

Ich machte mir darüber keine großen Gedanken, da der Beauceron ein Spätentwickler ist und auch in der Ausbildung erst später in den Prüfungen sicher sind. Es gibt auch dort Ausnahmen, aber sie sind eher selten.



Aias war ein Hund, der sich nicht unbedingt von jedem Menschen anfassen liess, besonders mit der Hand von oben her nicht. Fremden gegenüber war er zurückhaltend und braucht länger, um mit ihnen warm zu werden. Wen er aber ins Herz geschlossen hatte, der wurde überschwenglich begrüßt und es war schwer, ihn vom Anspringen abzuhalten. Mit zunehmendem Alter und durch die Ausbildung legte sich dieses Verhalten langsam. Hindernisse wurden zwar vorsichtig, aber mit mehr Entschlossenheit überwunden.

Aias hatte mehr Hüteinstinkt als Aaron, er merkte sofort, wenn ein Teil der Familie fehlt. Die Kinder interessieren ihn mehr als Aaron, beim Spaziergang sind schon mal alle zusammen im Gebüsch verschwunden, während Aaron bei mir blieb. Auch Schafe und Pferde haben ihm keine Angst gemacht, am Deich klaute er den Schafen sogar das Gras aus dem Maul.

Und noch etwas war bei Aias von Anfang an anders als bei Aaron, ihm war beim Autofahren niemals schlecht. Möglicherweise liegt es wirklich daran, ob ein Welpe vorher schon mal beim Züchter Auto gefahren ist oder nicht.
Aias war ein begeisterter Automitfahrer, immer saß er zuerst drin. Man hätte ihn ja sonst vergessen können!
Alleinbleiben war für ihn leider ein Thema, welches uns lange beschäftigt hat. Erst nach Aarons Tod 2004 besserte sich das Verhalten. Er war erwachsen geworden.

Welpen fand Aias immer toll, er war eine tolle Gouvernante in der Welpengruppe. Ab einem Alter der Junghunde von 7-8 Monaten fing er mit der Erziehung an, vorher durften die kleinen Racker alles mit ihm machen.

Aufdringliche Hunde konnte Aias nicht leiden und machte es mir sehr schwer, die Dingen für ihn zu regeln. Gerne klärte er dies selber, aber mit zunehmenden Alter überließ er die Aufgabe dann doch mir.

Aias, 10 Wochen alt

Beispiel 3

Aoibheann ist meine erste Hündin überhaupt. Bisher hatte ich immer nur Rüden. Sie stand beim Züchter mit allen Beinen fest im Leben, aber wir haben sie schön verzogen. Unsere Prinzessin eben.
Je älter sie wurde, um so mehr kristallisierte sich heraus, dass auch sie fremde Menschen nicht so toll fand. Für die Ausbildung zum Rettungshund stellte uns das vor eine große Herausforderung. Wir besuchten mehrere Seminare, um die für sie richtige Bestätigungsmöglichkeit zu finden.

Zudem habe ich ihren Arbeitseifer von Anfang an verkannt. Hätte ich einen Border Collie da sitzen gehabt, wäre mir sofort aufgefallen, was dort passiert.
So bin ich schön darauf reingefallen und habe eben keine Ruhe verordnet.



Auch heute ist Aoibheann noch ein eher unruhiger Hund, der sehr an uns klebt.
Woanders zu sein bereitet ihr eher Stress, auch wenn es sich mit dem Alter so langsam bessert. Nach 6 Jahren habe ich dann die Rettungshundearbeit an den Nagel gehängt, weil sich bei Aoibheann ein extremer Hetztrieb auf Hasen und Kaninchen entwickelte.

Wie auch bei Aaron liess sie sich nicht mehr abrufen und dann war ihr die Bindung zu mir völlig egal. Diese Kombination war mir somit zu risikoreich und ich beendete ihre Ausbildung.



Seit Anfang 2017 bin ich mit Aoibheann beim Polizei- Schutz- und Gebrauchshunde - Sportverein (PSGSV) Wilhelmshaven im Hundesport aktiv. Dort kann sie mit mir zusammen arbeiten, was ihr sehr viel mehr liegt. Unterordnung ist ihre Passion und wir konnten noch einige Male die Begleithundeprüfung bestehen und auch die BGH 1 - 3 beim Boxerklub Jeverland bestehen, bei dem sie ihre ersten Schritte in der Welpenstunde gemacht hatte.

Bei der neuen Sportart Rally Obedience erweist sie sich besonders eifrig und lernt schnell neue Übungen. Auch hier zeigt sie sich sehr führerweich und verträgt Ungeduld meinerseits überhaupt nicht. Im Februar 2017 starteten wir bereits erstmals in der Beginnerklasse und haben uns bis Ende 2019 in Klasse 3 hochgearbeitet.

Trotz ihrer Führerweichheit steckt sie meine Prüfungsangst sehr viel besser weg, als Aaron und Aias es je getan haben. Sie arbeitet trotzdem zuverlässig mit,
wenn ich meine Hände unter Kontrolle halten kann.
(Anm. Im RO dürfen Handzeichen und Körpersprache eingesetzt werden)

Eine Zeitlang bin ich auch mit ihr im Turnierhundesport gestartet und sind hier bis zum Vierkampf 2 gekommen. Leider bin ich für Aoibheann viel zu langsam, denn Sport war für mich von je her ein Graus. So hat sie mich in den Laufdisziplinen regelmäßig stehen gelassen, was nicht schlimm wäre, hätte sie alle Hindernisse genommen. Das war leider nicht der Fall und bei meinen kläglichen Versuchen, sie abzubremsen, scheiterte ich an einem enormen Dickkopf.



In der sogenannten Winterlaufserie bin ich mit Aoibheann über 5000 m Walking an den Start gegangen. Als Sportmuffel kann ich zwar recht schnell walken,
aber Joggen schaffe ich einfach nicht. So habe ich mich höchstens an den 1000 m Geländelauf gewagt.

Es brauchte eine Weile, bis Aoibheann begriffen hat, dass sie mich ziehen sollte, denn selbst am Fahrrad tat sie dies nicht.

Aber über 1000 m waren wir beide doch recht gut unterwegs, auch wenn ich am Ende ein Sauerstoffzelt brauchte.

Beispiel 4

Hila ist wieder ein ganz anderer Typ. In vielen Dingen erinnert sie mich an Aaron, nur temperamentvoller und mit noch mehr Durchsetzungsvermögen. Was ihr aber im Gegensatz zum ihm fehlt, ist der Arbeitswille. Es ist nicht so, dass sie keinen hat, aber durch ihr überschäumendes Gemüt steht sie sich häufig selber im Weg. Liebevoll nenne ich sie meinen Schatz mit drei Murmeln im Kopf, die da herumrollen und sich gelegentlich mit einen Zusammenstoß begegnen.

Zu Menschen ist sie immer freundlich, wenn auch sehr stürmisch. Standfest sollte man bei ihr schon sein, sowohl nach hinten, als auch nach vorne. Vernünftig an der Leine laufen ist ihr nicht wirklich gegeben, das aber wiederum kommt uns bei der Zughundearbeit sehr entgegen. Mit ihr starte ich bei den Geländeläufen über die 1000 m, beim Bikejöring und manchmal auch mit dem Dogscooter.



Im Teamtraining mit der Zughundeschule Nord zeigt Hila gute Leistungen und absolut sauberes Verhalten bei Überholmanövern. Noch ist unser Trainingsstand noch nicht so weit, dass wir an Rennen hätten teilnehmen können, aber ich schätze, in der nächsten Saison könnten wir so weit sein.

Hila ist auch so menschenbezogen, dass es möglich ist, sie mit anderen Hundeführern arbeiten zu lassen. So startete sich bei der 1. Landesverbandsmeisterschaft Weser-Ems im Canicross nicht nur mit mir über 1000 m, sondern auch mit einer befreudeten Hundeführerin aus einem Nachbarverein.



Hila ist für jeden Blödsinn zu haben und so bin ich mit ihr im September 2019 bei Camp Canis in der Wingst über 5 km an den Start gegangen. Dies war eigentlich ihr erster Start überhaupt, aber sie hat die auf ihre Art und natürlich in ihrem Tempo super gemacht.

Im Rally Obedience startet Hila mittlerweile auch schon in Klasse 1, obwohl ich nie damit gerechnet hatte, dort überhaupt mal starten zu können. Mit ihr erscheint jeder Start wie der Tanz auf einem Vulkan, da sie ihr überschäumendes Temperament kaum gebändigt bekommt und ihr eigentlich alles viel zu langesam geht. Trotzdem haben wir erstaunlicherweise recht gute Ergebnisse erzielen können und die Fehler gingen bei weitem nicht immer auf ihre Kappe.



Was an Hila aber besonders faszinierend ist, dass sie trotz ihres Temperamentes absolut vorsichtig und liebevoll mit Welpen und Kleinkindern umgeht. Während sie kurz vorher noch durch den Garten gestürmt ist, reguliert sie sich quasi auf 10 % herunter um mit dem Welpen zu spielen oder an dem Kind zu schnüffeln. Mit großen Artgenossen spielt sie gerne wild und grob, wenn diese ihr auf ihre Art begegnen. Hat sie schüchterne Hunde vor sich, kann sie auch vorsichtig spielen und macht sich zur Not auch ganz klein.

Während sie gerne alles Essbare klauen würde, käme sie nie auf den Gedanken, einem Baby den Keks zu stehlen. Aber den Diebstahl haben wir mittlerweile gut im Griff. Hila kann zeitweise wirklich anstrengend sein, ähnlich wie Aias es auch gewesen ist. Aber sie ist auf einem super Weg, ein toller und zuverlässiger Hund zu werden.



Was ist nun mein Fazit aus 23 Jahren und 4 Beaucerons?

Jeder von ihnen ist ein Individuum und keiner gleich. Aoibheann und Aaron hätten Anfängerhunde sein können, bei Aias und Hila könnte es durchaus sein, dass die Menschen überfordert gewesen wären. Aber was alle gemeinsam haben und hatten, ist die Zugehörigkeit zu ihren Menschen und leider auch ein gewisser Hang zum Jagen.
Da ist es durchaus möglich, dass ihnen ihre Menschen völlig egal sind. Wie man damit umgeht, bleibt jedem selber überlassen.

Drei von vier meiner Beaucerons neigen zum Anschlagen, was manchmal wirklich nervig ist. Sind sie getrennt, ist es meistens besser. Während Aoibheann sich gerne hochschaukelt und sich nicht so schnell wieder beruhigt, schlägt Hila zwar eher und mehr an, ist aber schneller wieder still.
Aias hat nur selten gebellt, auch dann nicht, wenn es geklingelt hat.

Ich selber liebe sie alle und ich hoffe sehr, dass es irgendwann auch noch mal einen 5. Beauceron geben wird.



 
   

   © 2020 by Manuela Kupke •  mailto: manuela at berger-de-beauce dot net